Reportage

Das neue Corona-Testcenter auf dem Kasernenareal. Bild: SB
Virensuche im Schnellverfahren
Von: Sacha Beuth
Keine drei Wochen ist das Coronatestcenter auf dem Kasernenareal in Betrieb und kann bereits über 3200 getestete Personen vorweisen. Unter der Leitung der Chefärzte Ünal Can und Patrick Sidler sorgen rund 120 Mitarbeitende aber nicht nur für einen speditiven Ablauf, sondern auch für ein Höchstmass an Sicherheit.
Der
etwa 40-jährige Mann hat kaum das Grosszelt auf dem Kasernenareal
betreten, da wird er auch schon von den Mitarbeitenden des
Coronatestcenters in Empfang genommen. «Die Empfangsmitarbeitenden sind
quasi unsere Speerspitze für einen möglichst effizienten und raschen
Testablauf. Sie treffen erste Vorabklärungen, helfen beim Ausfüllen des
Patientenformulars und stellen sicher, dass keine Menschentrauben
entstehen und die Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden»,
erklärt Ünal Can, der zu einem Rundgang geladen hat und zusammen mit
Patrick Sidler durch das Center führt. Die beiden Chefärzte für
Notfallmedizin am Stadtspital Waid und Triemli waren nicht nur für den
Aufbau des Testzentrums verantwortlich, sondern leiten es auch in
Co-Funktion.
Doch warum wurde dieses Zentrum überhaupt erstellt? Schliesslich
kann man sich in der Stadt Zürich schon im Unispital, im Zentrum für
Reisemedizin der Uni Zürich, in der Klinik Hirslanden und im Stadtspital
Triemli auf Corona testen lassen. «Um die Pandemie in den Griff zu
bekommen, ist es wichtig, dass sich möglichst viele Personen mit
Symptomen einem Test unterziehen», antwortet Sidler. «Als klar wurde,
dass das vor rund vier Monaten im Stadtspital Triemli eröffnete
Testcenter die Nachfrage nicht decken kann, haben wir im Auftrag des
Kantons ein zweites geplant, dafür extra rund 120 Fachpersonen
rekrutiert und den Komplex innert gerade mal 14 Tagen auf dem
Kasernenareal erstellt.» Das neue Zentrum ist zwar erst seit dem 9.
November in Betrieb, wurde aber bereits
von über 3200 Personen genutzt. Als Gründe für die hohe Frequenz führen
Can und Sidler nebst der speditiven Vorgehensweise auch die zentrale
Lage und den Umstand, dass man sich hier auch ohne Voranmeldung testen
lassen kann, an.
Hat eine Testperson die Formalitäten am Empfang erledigt, erhält sie ein Ticket mit einer Nummer und begibt sich in die erste Wartezone. Dort befinden sich Bildschirme, die die Testperson über die zugewiesene Nummer wenig später aufrufen, eine von fünf Administrationskojen aufzusuchen. Nun wird die Krankenkassenkarte und die ID kopiert, der Fall digital eröffnet und abgeklärt, welcher Test in Frage kommt. «Im Gegensatz zum Testcenter im Stadtspital Triemli wird hier auf dem Kasernenareal nicht nur der herkömmliche PCR-Test, sondern auch der Antigentest, der sogenannte Schnelltest, angeboten», erklärt Luca Egli, Sachbearbeiter Patientenaufnahme.
Nachdem die Test-Art bestimmt wurde, geht es erneut in eine Wartezone. Zuvor wird man aber durch einen Mitarbeiter darauf hingewiesen, sich nochmals die Hände zu desinfizieren. «Hygiene ist hier das A und O und dient nicht nur der Sicherheit der Testpersonen, sondern auch und gerade unseren Mitarbeitenden», so Can.
Kurz und schmerzlos
In der nun folgenden Koje wird nun der Viren-Abstrich genommen.
Routiniert führt der Medizinische Mitarbeiter Jeison Caruso das
Messstäbchen durch ein Nasenloch
bis zur Hinterwand des Rachens eines jungen Mannes. «Diese Prozedur ist
für viele unangenehm – wie ich auch aus eigener Erfahrung bestätigen
kann – jedoch kaum schmerzhaft. Ausserdem dauert der Abstrich für den
Antigentest nur Sekundenbruchteile und für den PCR-Test, bei dem
zusätzlich auch ein Abstrich über den Mund vorgenommen wird, nur minimal
länger. Angst braucht man jedenfalls keine zu haben», beruhigt Caruso.
Erfolgte ein PCR-Test, wird die Probe nun zur Analyse via Transportdienst ins Labor des Stadtspitals Triemli gebracht. «Die Testperson muss in diesem Fall nach Hause in Isolation bis das Resultat nach 24 bis 48 Stunden feststeht. Bei einem Antigentest begibt sich die Testperson jedoch in die dritte Wartezone, da solche Abstriche direkt vor Ort untersucht werden können. Das muss innerhalb von 15 bis 30 Minuten nach Abnahme des Abstrichs geschehen, weshalb die Biomedizinischen Analytikerinnen, welche die Abstriche überprüfen, bei jeder abgegebenen Probe einen Timer stellen. «Auch hier wollen wir ein Maximum an Sicherheit erreichen. Aufgrund der unterschiedlichen Methodik liegt die Verlässlichkeit bei den Antigentests bei 90, bei den PCR-Tests bei circa 98 Prozent», so Sidler. Das Resultat bei einem Antigentest wird ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest angezeigt. Der erste rote Strich bedeutet, dass der Test erfolgreich war. Erscheint daneben ein zweiter, ist die Testperson positiv (= infiziert), ansonsten negativ.
Zur Bekanntgabe des Resultats wird die Testperson wiederum
in eine Koje gebeten. War das Resultat negativ, kann man beruhigt nach
Hause, war es positiv, muss man in die Isolation und wird instruiert,
wie man sich dabei zu verhalten hat und wo man sich melden muss. «Wir
sind inzwischen so eingeübt, dass die meisten Testpersonen ihre
Antigentest-Resultate bereits nach 40 Minuten ab Betreten des
Testcenters vorliegen haben», sagt Can nicht ohne Stolz. Dass das nicht
übertrieben ist, beweist der eingangs erwähnte 40-Jährige. Er konnte
schon nach 30 Minuten das Center wieder verlassen – offenbar mit einem
negativen Ergebnis, wenn man das Lächeln, das er dabei zeigte, als
Kriterium nimmt.
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